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Einfach erklärt: Was ist ein Gefühl?

Was ist ein Gefühl?

Schon während meines Aufenthaltes in der psychiatrischen Klinik im Herbst 2018 beschäftigte mich die Frage: Was ist eigentlich ein Gefühl? Schon damals hatte ich dazu meinem Lieblingspfleger Löcher in den Bauch gefragt. Doch das Thema Gefühle wollte nirgends in mir richtig „andocken“. Gleichzeitig wusste ich aber, dass ich mich unter anderem meinen verdrängten Gefühlen stellen musste, um meine Depression und weitere Begleiterkrankungen zu überwinden.

 

Seit ca. 4,5 Jahren beschäftige ich mich also sehr intensiv mit Gefühlen und Emotionen (Emotion bedeutet für mich: nichtgefühltes Gefühl). Da die Gefühle sowohl auf meinem Pinterest- als auch auf meinem Instagram-Account einen thematischen Schwerpunkt bilden, ist mir eine Definition dieses Begriffs wichtig.

Gefühl Definition

Wurden Gefühle jemals gesellschaftlich gelebt?

Denn auch wenn das Wort alltäglich benutzt und gern eine Trennung der Gefühle in „positiv“ und „negativ“ vorgenommen wird, begegnen mir nur selten verständliche Erklärungen. Und mein persönlicher Anspruch ist es, die Themen und Begriffe, über die ich schreibe, mit wenigen Worten erklären zu können.

 

Dennoch ist auch meine folgende Erklärung keine wissenschaftliche Definition. Ich habe sie nicht mittels vieler Studienteilnehmer oder ähnlichem aufgestellt und überprüft. Meine Definition habe ich hauptsächlich aus meinen eigenen Beobachtungen, Reflexionen und Kurserfahrungen, aber auch aus Büchern hergeleitet.* Denn je mehr ich mich mit dem Thema Gefühle beschäftige, desto stärker frage ich mich, ob es überhaupt schonmal eine Zeit in der Menschheitsgeschichte gab, in der Gefühle systematisch erforscht und gesellschaftlich gelebt wurden. Ich konnte bisher keine entdecken (falls du hier andere Informationen hast, sag mir gern Bescheid!). Zumal selbst die Fachwelt zugibt, die Begriffe "Gefühl" und "Emotion" noch nicht eindeutig definieren zu können (vgl. Puca, Seite 504 f., 2021 und Puca, Seite 691, 2021). Und auch Experten im Bereich der Biopsychologie sagen: "Wir wissen immer noch nicht, wie das Gehirn das Erleben und den Ausdruck von Emotionen kontrolliert oder wie das Gehirn Emotionen von anderen interpretiert. Aber es gibt Fortschritte." (Pinel, Barnes & Pauli, Seite 582, 2019).

 

Ich hüte mich also, größenwahnsinnig zu behaupten, meine Definition und Ansichten über Gefühle wären das Nonplusultra :-).

Was ist ein Gefühl? Wurden Gefühle jemals bisher erforscht und gelebt?

Meine Gefühlsdefinition

Und nun hab ich so viel erzählt, da soll meine persönliche Definition jetzt endlich kommen :-):

 

Ein Gefühl ist für mich Energie, die im Körper spürbar ist. Im Idealfall dient diese Energie dazu, unsere Bedürfnisse zu erfüllen.

Einfach erklärt: Was ist ein Gefühl?

Falls du beim Wort „Energie“ gerade die Augenbrauen hochgezogen hast, warte noch kurz, bevor du die Seite verlässt :-). Ich möchte dir erzählen, was ich unter Energie verstehe. Es ist für mich wie in der Physik oder Chemie: Wenn wir etwas hochheben, bewegen oder umwandeln wollen, brauchen wir dazu Energie. Ich kann zwar mittels meiner Gedanken und Worte dem eingekauften Getränkekasten im Kofferraum sagen, er soll bitte in die Küche. Aber ob das der Getränkekasten dann von sich aus macht? :D Nach meinem Verständnis reicht die gedankliche Bewertung einer Situation also nicht aus, um etwas tatsächlich zu tun. Ich kann auch dem Zahnbelag auf meinen Zähnen sagen, er solle bitte verschwinden oder mich vor den Müll stellen und ihn verbal in die Mülltonne bitten. Ich kann ihn auch anschreien. Doch auch das wird Müll und Zahnbelag wohl wenig stören :-).

Gefühle begleiten uns täglich

Für die Handlungen brauchen wir also Energie. Und in meinen erwähnten Beispielen geht es mir um die Wut (sofern mir persönlich saubere Zähne, eine ordentliche Wohnung und Flüssigkeitszufuhr wichtig sind = Bedürfnisse). Nun sind der Getränkekasten, der Müll und das Zähneputzen nur kleinere Alltagsbeispiele, bei denen wir uns wahrscheinlich kaum Zeit nehmen, bewusst in den Körper zu spüren. Das sieht aber bei den folgenden Situationen schon anders aus:

 

- Ein Arbeitskollege (oder Klassenkamerad) blafft dich auf Arbeit (in der Schule) an

- Die Geburt eines Kindes

- Der Partner hatte einen schweren Unfall

- Das geliebte Haustier stirbt

- Die Partnerin unterhält sich mit einem optisch sehr attraktiven Mann

- Der Neid bei den Urlaubserzählungen einer Freundin

- Ich erhalte eine schlimme Diagnose

- Ich verursache versehentlich einen Unfall

- Mein Baby stirbt

- Der Partner trennt sich

- Die Eltern lassen sich scheiden

- Ich werde befördert

- Ein Arbeitskollege wird befördert, obwohl ich die Stelle gern gehabt hätte

- Die Schwiegermutter redet schlecht über dich

- Dein Kind bekommt in der vollen Straßenbahn einen Wutanfall

Was ist ein Gefühl? Gefühle begleiten uns täglich

Die Liste ist endlos fortsetzbar. Es sind die kleinen und großen Lebenssituationen, in denen wir unsere Gefühle brauchen, um mit ihnen unser Leben zu bewältigen und unsere Bedürfnisse zu erfüllen. Denn: "Wenn wir unsere Bedürfnisse nicht ernst nehmen, tun andere es auch nicht." (Rosenberg, 2016, S. 66). Wäre es also nicht schon irgendwie toll, wenn wir in der ersten Situation mit dem unfreundlichen Arbeitskollegen/Klassenkamerad statt Angst oder Scham die für diese Situation angemessene Wut erzeugen (Gefühlsbotschaft der Wut: Grenze!)? Nicht um ihn ebenfalls zu beleidigen oder gar zu verprügeln. Sondern um die Energie der Wut zu nutzen, um klar und nachdrücklich zu sagen (vielleicht auch nach einiger Bedenkzeit): „Wie du vorhin mit mir gesprochen hast, empfand ich einfach nur als herablassend. So gehst du bitte mit mir nicht um!“ Vorausgesetzt natürlich, mir ist ein respektvoller Umgang miteinander wichtig (=Bedürfnis).

Also doch alles nur Chaos?

Vielleicht ist das alles erstmal etwas verwirrend: Gedanken/Situationsbewertungen, Gefühle, Gefühlsbotschaften, Bedürfnisse, körperliche Empfindungen, Verhalten. Kommen dann noch die Emotionen, also die „Gefühlsaltlasten“ von früher dazu, scheint das Chaos perfekt. Keine Sorge, so ging es mir anfangs auch :-). Und je besser ich meinen Körper wieder spüren konnte, desto chaotischer wurde alles. Doch heute kann ich ohne Probleme fühlen und weiß dadurch für mich, dass ich keine Depression mehr bekommen werde. So heftig wie die Lebenseinschläge sein mögen. Das geht aber nur, indem ich alle Gefühle zulasse. Auch die verpönten Gefühle wie Verzweiflung, Hass, Wut, Eifersucht, Neid und Missgunst.

 

Bis bald wieder

 

Herzensgruß

Kirsten

 

Quellen:

Pinel, J. P., Barnes, S. J. & Pauli, P. (2019): Biopsychologie. 10. Aufl. Pearson.

 

Puca, R. M. (2021): Emotionen. In: Wirtz, M. A. (Hrsg.): Dorsch - Lexikon der Psychologie. 20. Aufl. Hogrefe.

 

Puca, R. M. (2021): Gefühl. In: Wirtz, M. A. (Hrsg.): Dorsch - Lexikon der Psychologie. 20. Aufl. Hogrefe.

 

Rosenberg, M. B. (2016): Gewaltfreie Kommunikation. Eine Sprache des Lebens. 12. Auflage. Junfermann.

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