Aufgrund meines veröffentlichten Briefwechsels zwischen meiner Yoni und mir in den letzten Tagen ist bei mir etwas ins Rutschen gekommen. Ich schreibe bald einen Artikel, in dem ich von meiner Reaktion beim ersten, bewussten Ansehen meiner Yoni erzähle. Daraus entstand die Idee für diesen Artikel. Ich möchte hier vielfältige Beiträge rund um die Yoni bzw. Vulva auflisten, um auch von meiner Seite einen offeneren und entspannteren Umgang mit diesem eigentlich so schönen Thema zu ermöglichen.
Durch das Schreiben ist mir also nochmal bewusst geworden, wie lange auch ich das "da unten" ausblendete und tabuisierte. Auch zu Hause sprachen wir NIE über die Yoni und die Menstruation. Mein bisschen Aufklärung erhielt ich damals aus der Jugendzeitschrift "Popcorn" (unser Bio-Unterricht war da keine Hilfe). Das wars. Ich wusste bis zu meinem ersten Tantrakurs im Februar 2019 nicht mal, wie ich "da unten" überhaupt bezeichnen sollte. Auch das Thema Intimrasur begleitete mich lange. Ich war davon überzeugt, dass eine Yoni nur dann "schön" und "begehrenswert" ist, wenn sie glattrasiert ist. So zeigten es ja auch alle möglichen Medien.
Doch weitere Tantrakurse, Frauenkreise und -gruppen (auch virtuelle), Frauenrituale, Kakaozeremonien, Bodypainting im November 2019 im ZEGG, die vielen Recherchen und die intensive Auseinandersetzung mit meiner Yoni im Rahmen meines Yoni-Tagebuchs zeigten mir: Mit dieser großen Scham bin ich keinesfalls allein. Und davon sind Frauen aller Altersklassen betroffen.
Wo Tabus entstehen, haben andere Macht über uns
Was ich persönlich daran so problematisch finde: Ich bin mittlerweile der Überzeugung, dass Schweigen die Entstehung von Tabus befördert. Und wo Tabus entstehen, haben andere Macht über uns und haben es viel leichter, uns zu beeinflussen: "Für wen (...) machen wir uns eigentlich zurecht, wenn wir uns "verschönern"? Was beabsichtigen wir mit Make-up-Schichten, gelifteten Brüsten, entfernten Gebärmüttern, gestylten Wangenpartien, gepiercten Schamlippen?" (Aliti, 1999, S. 68).
Es tut mir weh, wenn ich lese, dass sich hierzulande Frauen deshalb an der Yoni operieren lassen, weil sie beispielsweise ihre Schamlippen als "zu groß" empfinden. Die Yoni als neue "Problemzone"? "Designer-Vulva"? Mir zieht sich alles dabei zusammen. Um meinen persönlichen Standpunkt dazu ganz deutlich zu sagen: Wer aus rein "ästhetischen" Gründen eine Schönheits-OP an seiner Yoni durchführen lässt, scheut sich in meinen Augen vor der eigenen Yoni, der eigenen Sexualität und der eigenen Körperwahrnehmung.
JEDE Yoni ist einzigartig und deshalb wunderschön
Und deshalb ist dieser Artikel für mich ein Herzensanliegen. Du findest nachfolgend in subjektiver Auswahl viele verschiedene Tipps und Impulse rund um unser schönes Organ und ich wünsche dir von Herzen viel Freude beim Stöbern und Entdecken. Meine persönlichen Favoriten und Lieblingstipps habe ich hervorgehoben.
Übrigens: Meine Yoni hat seit zwei Jahren keinen Rasierer und keine Enthaarungscreme mehr gesehen, meine synthetische Unterwäsche habe ich entsorgt und Tangas trage ich nur noch, wenn mir danach ist - was immer seltener vorkommt ;-).
Aufklärung und Wissen
- "Vulva-Galerie: Schau, welche Unterschiede es gibt" und "Die neue Vulva-Galerie" von Dr. Sommer
- Vaginamuseum - ein virtuelles und seeehr informatives Museum
- Vaginamuseum in London
- intaktiv e. V. - Der Verein wurde 2013 in Mainz gegründet und setzt sich u. a. für die genitale Unversehrtheit und sexuelle Selbstbestimmung, besonders von Kindern, ein.
- Horny Hive - Nina und Jered klären über Geschlechtskrankheiten auf, bieten dazu anonyme Schnelltests und Aufklärungsveranstaltungen für Schulen und Unis an. Finde ich großartig!
Bücher
- "Lina, die Entdeckerin" von Katharina Schönborn-Hotter, Lisa Charlotte Sonnberger und Flo Staffelmayr
- "da unten": Über Vulven und Sexualität. Ein Aufklärungscomic" von Louie Läuger
- "Zeit für Weiblichkeit. Der tantrische Orgasmus der Frau" von Diana Richardson
- "Der Ursprung der Welt" von Liv Strömquist
- "Clit. Die aufregende Geschichte der Klitoris" von Louisa Lorenz
- "Frauenheilkraft. Das vergessene Wissen um die Urkraft der Gebärmutter" von Sonia Emilia Rainbow
Filme und Dokus
- Dokumentarfilm "Vulva 3.0" über Genitalschönheitsoperationen bei Frauen
- "Female Pleasure" beim Fimfestival in Locarno. Gegen die Missachtung des weiblichen Körpers" von Deutschlandfunk Kultur. Den Film habe ich bisher zwar nicht gesehen, aber der Hinweis soll nicht fehlen.
- "Vulva und Vagina - Neue Einblicke in die weibliche Lust" von 3sat (verfügbar bis 22.04.2026)
- Auch wenn die Dokureihe "Make Love" von Ann-Marlene Henning (siehe mehr Details unter "Webseiten") leider nicht mehr auf Netflix verfügbar ist, habe ich ein bisschen gegooglet und ihre Videos auf einer eigenen Webseite gefunden. Das finde ich gut :-). Denn die Serie hat mir 2019 sehr geholfen. Hier findest du zum Stöbern ihre tollen Videos.
Webseiten bzw. interessante Links
- Die österreichische Meinungsplattform Viva la Vulva
- "So riecht und schmeckt eine Vulva" von Jennifer Buchholz. Der Artikel tat mir sehr gut!
- "Die Vulva in der Kunst. Der künstlerische Blick auf das weibliche Geschlecht" vom Deutschlandfunk
- "Körperbehaarung. #januhairy: Lasst die Haare sprießen" von Deutschlandfunk Nova. Ich hörte damals die Podcastfolge und himmelte Kristina sofort für ihren Mut an :-).
- "Jetzt mal ehrlich: Kennen Sie die Vulva?" vom MDR
- Auf der Webseite "Doch noch" der bekannten Sexologin und Paartherapeutin Ann-Marlene Henning geht es nicht nur um die Vulva, sondern auch um Sexualität, Sex, Lust und Partnerschaft. Irgendwie fand mich 2018 ihr Buch "Liebespraxis. Eine Sexologin erzählt". Ihre offene, ungezwungene, lockere und dennoch professionelle Art hat mir sehr geholfen. Neben (Hör-)Büchern und Dokus hat sie auch einen eigenen Podcast "Ach, komm!", den du unter anderem auf Spotify findest. Sehr sehr empfehlenswert!
- "Vulva Shaming" im Venize Magazin. Klare und deutliche Worte.
- "Analyse von Finanzströmen: Geld gegen Feminismus" von Luise Strothmann der taz. Den Artikel docke ich gedanklich an meinen Abschnitt "Wo Tabus entstehen, haben andere Macht über uns" an. Meine Kommentare findest du auch im taz-Artikel.
Kunst
- Gloria Dimmel: Neben ihren Kunstprojekten finden sich auf ihrer Seite viele weiterführende und informative Links zur Vulva
- "Das Tor ins Leben" von Grit Scholz: Dieses Buch sahen wir uns bei meinem ersten Frauenkreis an. Die Bilder berührten mich zutiefst.
- Hilde Sam Atalanta: The Vulva Gallery darf natürlich nicht fehlen! Hilde findest du auch auf Instagram unter dem Benutzernamen @the.vulva.gallery - Kann ich dir nur empfehlen!
- "L'Origine du monde" von Gustave Courbet. Sein Gemälde provoziert bis heute ;-). Die Ausstellung sah ich damals in der Fondation Beyeler und bei diesem Gemälde wusste ich überhaupt nicht, wo ich hinsehen sollte :D
Hand aufs Herz: Hast du schon, wie Lina, deine Yoni angeguckt? :-) Welche Glaubenssätze über die Yoni begleiten dich? Geht es dir vielleicht ähnlich wie mir früher und die Yoni ist für dich eher "Sache der Männer"? Ich freue mich über einen Kommentar von dir!
Quelle:
Aliti, A. (1999): Die sinnliche Frau. Frauenoffensive.
Kommentar schreiben