Du interessierst dich für das Thema Selbstliebe, weißt aber vielleicht gar nicht so richtig, wo du dabei ansetzen sollst? Oder möglicherweise hast du viele Ideen, welche du im Rahmen der Selbstliebe ausprobieren möchtest, aber du findest keinen richtigen Anfangspunkt? Erlaubst du dir deine Selbstliebe und die Umsetzung der Ideen möglicherweise (noch) nicht? Falls es dir so oder ähnlich geht, kann ich das gut nachvollziehen.
Selbstliebe hatte für mich viel mit Erlaubnis zu tun
Denn auch ich musste mir auf meinem Weg zur Überwindung meiner Depression und tiefen Selbstabwertung die Selbstliebe und die Umsetzung vielfältiger Ideen immer wieder bewusst erlauben. Gedanken, Überzeugungen und Prägungen wie „Jetzt habe ich mir zwar was Gutes getan, aber jetzt ist auch wieder Schluss!“, „Ich muss erst was tun, um mir was zu gönnen“ und der traurige Klassiker „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen!“ waren tief in mir verankert. Hierzu ein Tagebuchauszug vom November 2019:
09.11.2019
(…) Es ist wirklich sehr schwer für mich, nun konsequent immer wieder den Blick auf mich selbst zu richten. Jedes Mal, wenn ich das tue, tut etwa so in mir weh, dass ich sofort wegsehe und ich mich wie von mir selbst wegdrehe. Ich halte diesen Schmerz einfach nicht aus. Aber dadurch rutsche ich immer
wieder nur ins Außen. Ich hoffe, dass mir die vielen Selbstliebesachen in den nächsten Tagen und Wochen helfen und ich so irgendwann die Quelle des Schmerzes sehen und aushaltend fühlen kann. Zur
Zeit ist dieser Schmerz so überwältigend groß und hat ein solches Ausmaß, dass ich ihn nur in kleinen Dosen fühlen kann. (…) Denn so hart, wie das auch ist und klingt: Aber es ist mein
Schmerz und mein Kummer. Also auch meine Verantwortung dafür.
Doch trotz des großen Schmerzes in mir gibt es schon erste zarte neue Pflänzlein. Da ich das Buch von Sellin weiterlese und am Donnerstag zum Glück doch
beim HSP-Treffen war, beschäftige ich mich mit meiner Hochsensibilität wieder. Ich denke, meine HS und das Grenzenthema werden mich in der nächsten Zeit sehr beschäftigen. Denn ich spüre, dass es
da nicht nur viel zu lernen und evtl. aufzuarbeiten gibt. Bei meinem Rendezvous am Dienstag mit mir selbst habe ich auch gemerkt, wie viel Gutes ich über meine Sinne auch aufnehmen und wie sehr
ich dabei entspannen kann. (…)
Es ist so derart ungewohnt, befremdlich und fast schon beängstigend für mich, nun so bewusst auf mich selbst zu achten. Aber von meinem Herzen bekomme ich die klare Antwort, dass das nun mein Weg ist und ich spüre auch Vorfreude :-).
"Jetzt ist aber genug!"
Ich musste also erst lernen, dass ich mir so viel Gutes tun darf, wie, so oft und wann ich das wollte und mir keine Strafen und negativen Konsequenzen drohten. Dabei half mir entscheidend eine monatliche To-Do-Verwirklichungsliste, die ich von November 2019 bis einschließlich Februar 2020 führte. Die Idee stammt dabei ursprünglich nicht von mir; bei meinen vielen Onlinerecherchen stieß ich darauf, aber leider ist die Seite nicht mehr auffindbar.
Wobei mir die Liste geholfen hat und was ich genau machte, möchte ich dir im Folgenden erzählen. Dabei ist der Artikel kein übergriffiges Versprechen („Mach das so wie ich, dann wirst du glücklich!“), sondern er soll zur Inspiration und Ermunterung dienen. Besonders dann, wenn der innere Kritiker („Jetzt ist aber genug!“) mal wieder lauter werden sollte.
Was habe ich gemacht?
Ab November 2019 nahm ich mir vielfältige Dinge vor, auf die ich Lust hatte, mal ausprobieren wollte oder die ich schon eine Weile vor mir herschob (das betraf vor allem wichtige Arzttermine):
- Selbstfürsorge: Arzttermine, Besuch einer monatlichen Hochsensiblengruppe
- Weiterentwicklung: Übungsgruppe zum Grenzensetzen, Workshop zur Hochsensibilität, Bücher lesen, Selbstreflexion
- Spaß: Tagesausflug nach Warnemünde, Mantrasingen, Bodypainting im ZEGG, Rendezvous mit mir selbst (ich hatte z. B. ein Date mit mir selbst auf dem Weihnachtsmarkt :D, machte ein Candle-Light-Dinner im Wohnzimmer und sang für mich :D), Besuch eines MDR-Kammerkonzerts und einer Tanzveranstaltung, Adventskalender für mich selbst basteln
- Körper: wöchentliche Kuschelstunde mit mir selbst, Yoni-Stunde, angestaute Wut rausbrüllen
Die monatlichen To-Do-Verwirklichungslisten führte ich bewusst auf hochwertigem Papier; das wollte ich mir einfach wert sein. Und wenn ich etwas ausprobiert hatte, machte es mir viel Freude, die Ideen durchzustreichen und mit einem roten Herzsticker zu markieren :-).
Was hat mir die Liste gebracht?
Der Fantasie waren also keine Grenzen gesetzt. Wenn ich heute meine damaligen Aufzeichnungen ansehe, merke ich, dass ich mit dieser kreativen und ungezwungenen Vorgehensweise etwas richtig gemacht habe. Es ging nicht darum, zwanghaft Pflichten und Aufgaben innerhalb einer (selbst-)gesetzten Frist abzuarbeiten (was mich tief geprägt hatte). Der wichtigste Vorteil der To-Do-Verwirklichungsliste war für mich vor allem (und es klingt schon fast banal): Sie machte mir richtig Spaß :-).
Außerdem hatte die Liste folgende positive Effekte:
- Es gab keinen Druck, keinen Zwang (was ich nicht machte, nahm ich mir im nächsten Monat vor oder machte es einfach nicht – was ja dann auch wieder gut für mich war).
- Ich habe die Dinge gemacht, auf die ich von Herzen Lust hatte (das war für mich keine Selbstverständlichkeit).
- Schon über die Frage „Was würde ich denn gern machen?“ nachzudenken, hat viel Spaß gemacht.
- Ich merkte und spürte (!): Ich setze um, was ich mir überlege.
- Neben selbst geschenkten Aufmerksamkeiten setzte ich Ideen um, durch die ich mich in meinem Tempo weiterentwickelte (z. B. Yoni-Stunde und Yoni-Tagebuch).
- Ich konnte mir so viel vornehmen, wie ich wollte und niemand redete mir rein.
Falls dich auch das Umsetzungsfieber packt, wünsche ich dir von Herzen viel Freude dabei :-). Denn das Schöne an der Liste ist: Du kannst nichts falsch machen.
Herzensgruß
Kirsten
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