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Traumaaufarbeitung: 15 Impulse für deinen Weg

Depression, Angststörung (PTBS und Panikattacken), Alkoholmissbrauch, dependente, zwanghafte und ängstliche Persönlichkeitsstörung, Suizidalität - Das liegt hinter mir. Vielleicht kennst du meine Webseite und/oder meine Social-Media-Accounts bereits und weißt schon einiges über mich, meine Familiengeschichte und wie es überhaupt zu diesen Diagnosen kam.

 

Wenn man den schweren Weg der Traumaaufarbeitung und allmählichen Traumaintegration geht (was NIEMAND tun "muss"!), braucht man auf diesem mitunter gefährlichen Weg aus meiner Sicht immer wieder vor allem eines: Trost und Aufmunterung.

 

Daher habe ich 15 Impulse zusammengestellt, die auf meinen individuellen Erfahrungen der letzten Jahre basieren. Sie sind natürlich keine "Heilungs"versprechen. Ich sehe sie als kleine Lichtzeichen, die eventuell bei der Navigation durch dunkle Wegabschnitte und unwegsames Traumagelände helfen können.

Auf dem Bild ist eine kleine, weiß-blaue Kindersandale von mir auf Parkettboden zu sehen. Unten steht in großer, weißer Schrift "Schritt für Schritt".

"Schritt für Schritt" konnte ich phasenweise auf dem Aufarbeitungs- und Selbstfindungsweg nicht mehr hören :-). Aber der Impuls ist wichtig. Wir sind alle unterschiedlich, wir reagieren auf Situationen unterschiedlich, nehmen unterschiedlich wahr. Das ist bei der Aufarbeitung und Selbstfindung nicht anders. Lass dich nicht drängeln. Stell dir DEINEN ganz individuellen "Hilfsstrauß" zusammen. Sichere dich gut ab. Geh einen Schritt dann, wenn DU dafür bereit bist. Geh DEIN Tempo. Denn letztlich führt der Weg zurück dir selbst. Und du bist nunmal einzigartig und wundervoll. Und ja, das weiß ich ;-).

Durch Bäume sieht man die untergehende Abendsonne. Mein Impuls lautet hier: Kein Stress mehr nach anstrengenden Therapiegesprächen oder ähnlichem an diesem Tag.

Egal, ob ich ein Gespräch mit meiner Psychiaterin oder Therapeutin in der Psychiatrischen Institutsambulanz hatte: Nach JEDEM Gespräch trank ich zum Runterkommen noch einen kleinen Cappuccino in der Klinikcafeteria. Erst danach ging ich zur Straßenbahn und fuhr nach Hause. Und auch wenn sich z. B. beim Tagebuchschreiben oder nach Workshops etc. frühere, belastende Situationen wieder zeigten, machte ich nichts Anstrengendes mehr an diesem Tag. Diese Vorgehensweise sollte sich für mich als die richtige herausbilden, weshalb mir dieser Impuls ganz besonders am Herzen liegt.


Auf dem Bild sieht man eine leicht geöffnete, zartrosafarbige Rosenknospe. Unten rechts steht: "Machen Sie immer, was Sie sollen?"

Das ist mein Glückssatz. Einige Tage vor meiner Entlassung aus der Psychiatrie im November 2018 hatte ihn mein damaliger Lieblingspfleger während eines Gesprächs zu mir gesagt. Er wollte mich aus der Reserve locken und schaffte das auch :-). Ich habe den Satz nie vergessen und schon längst sind die Worte für mich u. a. zur Entscheidungshilfe geworden. Auch als ich mich nach und nach aus dem verinnerlichten, verheerenden "Immer lieb und nett sein"-Müssen herauslöste, war der Satz für mich ein innerer, haltgebender Felsen.

Ein schmaler Waldweg schlängelt sich durch grünen Wald und man sieht nicht, wo er hinführt. Oben mittig steht: Es ist völlig ok, "ungewöhnliche" Wege zu gehen.

Du hast die Idee, deinem inneren Kind oder deinem jugendlichen Ich einen Brief zu schreiben? Du möchtest vielleicht mit Kinderbüchern arbeiten, um an tiefsitzende, verdrängte Gefühle zu gelangen? Du fühlst dich zu einem schamanischen Angebot hingezogen, aber da gibt es etwas in dir, das dir zuruft: "Das ist doch verrückt! Das macht man nicht!" Dein/e Psychiater/in findet es nicht gut, wenn du z. B. einen Tantrakurs besuchen möchtest (ist mir passiert)? Ich möchte dir sagen: Es ist DEIN Weg. Was sagt dir DEIN Herz?


Man sieht eine fast völlig geöffnete, rosafarbige Teichrose und Teichrosenblätter auf einem Teich. "Ich darf das. Ich kann das." steht neunmal auf dem Bild.

Schaue ich heute auf meinen zurückliegenden Weg zurück, ging es bei mir immer wieder um eines: Erlaubnis. "Darf ich das wirklich denken?", "Darf ich wirklich Nein sagen?", "Darf ich das Kleid wirklich anziehen?", "Darf ich mir wirklich noch einen Blumenstrauß kaufen?", "Darf ich einem Mann sagen, was ich möchte?" usw. Für Menschen, die in dysfunktionalen Familienstrukturen aufwuchsen, sind das leider keine ungewöhnlichen Fragen und Gedanken. Sich dann z. B. auch wirklich zu trauen und einen Wunsch zu äußern oder sich selbst etwas Gutes zu tun, kann zur angstvollen Herausforderung werden, an der man durchaus scheitern kann!

Das Bild zeigt mich lachend nach einem Kinderschminken. Meine linke Wange ist bunt bemalt. Ich trage einen dunkelblauen Mantel. Links unten steht: Hole nach, was dir ständig verboten wurde.

Das Foto wurde nach einem Kinderschminken während eines Straßenfestes auf der Leipziger Georg-Schwarz-Straße im Mai 2019 gemacht. Dass es mir viel Spaß gemacht hat, sieht man bestimmt ;-). Deiner Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt und ich kann dich nur nach Herzenskräften ermuntern, deinen Impulsen zu folgen. Sich mal wieder richtig dreckig machen? Blubberblasen mit einem Strohhalm im Getränk machen? Mal wieder unbeschwert albern sein? Einen Raum mit Plakaten früherer Idole tapezieren? :-) Und all das ohne Strafandrohung und drohendem Liebesentzug? Solche Ideen umzusetzen, kann neue Kräfte mobilisieren.


Auf dem Bild ist ein kleiner Holzkettenanhänger in Herzform auf einem Holztisch zu sehen. Oben rechts steht: Sich von Krafttieren, Tarot-, Göttinnen-, Engelkarten etc. helfen zu lassen, ist völlig ok.

Wo wäre ich ohne das Göttinnenkartenset von Doreen Virtue? Drei Jahre lang begleiteten mich die Karten durch viele Tiefen und Unsicherheit. Mich persönlich führten u. a. die Karten zu Gott, weshalb ich sie zwar nicht mehr "nutze" bzw. befrage. Aber ich habe sie immer noch bei mir. Sah ich abschnittsweise gar kein Land mehr, legte ich mir die Karte/n während des Schlafens unter das Kopfkissen. Zudem fand mich im Laufe der Zeit auch die Auseinandersetzung mit Krafttieren, die mir mal für einen Moment, mal für eine längere Zeit Kraft und neue Zuversicht schenkten. Wenn du für die Nutzung von Göttinnenkarten etc. belächelt wirst, möchte ich dich auch hier ermuntern: Folge DEINEM Herzen.

Auf meinem Holztisch im Leipziger Wohnzimmer sitzt ein gehäkelter, kleiner Löwe und hält scheinbar ein Sektglas fest. Außerdem brennt eine Kerze. Unten rechts steht: Sich selbst belohnen. Sich immer wieder selbst belohnen.

Ob ein Glas Sekt, Cappuccino, guter Kuchen, eine Süßigkeit, Blumen oder oder oder - Ich finde es persönlich äußerst wichtig, sich immer und immer wieder auf dem mitunter so harten Aufarbeitungsweg ganz bewusst selbst zu belohnen. Bitte sei da nicht zu hart zu dir oder sogar geizig. Schädigende Denkmuster auflösen, Neues lernen, sich Ängsten stellen, lange angestaute Gefühle entladen, sich immer und immer wieder mit verinnerlichten Stimmen und Prägungen konfrontieren, der eigenen Körperwahrnehmung langsam wieder vertrauen, Traumata integrieren... Das ist richtig richtig richtig harte Arbeit! Bitte sei gut zu dir.


In einem Cottbuser Park ist eine große, üppig rosablühende Zierkirsche zu sehen. Unten steht: Lass dir von der Natur helfen.

Mich persönlich zieht es immer irgendwie ans Wasser. Auch in Leipzig ging ich bei meinen Spaziergängen häufig an Bäche und Kanäle. Mal beruhigte mich das fließende Wasser, mal konnte ich über Fragen nachdenken, die mich beschäftigten. Auch große, alte Bäume zogen und ziehen mich magisch an. Bäume, die bereits viele Stürme überstehen mussten, sich anpassten, Widrigkeiten aushielten. Ich leite sehr gerne aus solchen Beobachtungen und Gedanken Parallelen für meinen eigenen Lebensweg ab und habe daraus auch immer wieder neue Kraft schöpfen können.

Das Bild zeigt mich im Winter am Tollensesee. Das Bild ist leicht verwackelt. Ich strecke frech die Zunge heraus. Im Hintergrund ist ein Steg zu sehen. Im Bildvordergrund steht: ...und manchmal hilft einfach nur noch eine große Portion Trotz.

Was aus meiner Sicht kaum erwähnt wird, ist, dass es überhaupt nicht selbstverständlich ist, die Aufarbeitung zu überleben. Es geht schließlich nicht um einen misslungenen Backversuch oder ähnliches. Man muss mitunter Schmerzen und Dunkelheit überstehen, die ich kaum beschreiben kann. Wie oft man das durchmachen muss, kann niemand sagen. Mir hat in manchen Situationen nur noch ein tiefehrliches "Das ist doch einfach nur ein riesengroßer Haufen Scheiße!" und ein trotziges "Ihr kriegt mich nicht klein!" geholfen. "Ich mach weiter, auch wenns mir grad echt beschissen geht!" - Und irgendwie ging es dann weiter...


Zu sehen ist eine kleine Skizze von mir auf schwarzem Papier. Es zeigt die 7 Sterne des Teilsternbildes "Großer Wagen". Über der Deichsel ist eine Sternschnuppe zu sehen. "Vertraue" steht unter dem Großen Wagen. Unten mittig steht der Impuls: Kopf hoch.

Der Große Wagen hat für mich persönlich eine ganz besondere Bedeutung. Im Oktober 2019 besuchte ich im ZEGG bei Bad Belzig eine mehrtägige Veranstaltung, schlief jedoch in einem Hotel in Bad Belzig. Falls du das ZEGG bereits kennst, weißt du, dass es zwischen dem Ort Bad Belzig und dem Gelände des ZEGG noch einen längeren Weg entlang von Feldern (ohne Laternen) gibt. Am letzten Abend vor der Abreise endete ein wunderschönes, großes Abschlussfest mitten in der Nacht. Ich musste ja aber noch zurück ins Hotel! Es war so furchtbar finster und ich war ganz allein! Ungelogen, ich hatte eine Riesenangst, als ich diesen Weg in den Ort zurückging. Plötzlich hatte ich den Impuls, zurück zum ZEGG zu schauen - Da war der Große Wagen und in dem Moment, als ich mich umdrehte, flog eine Sternschnuppe direkt in den "Wagen"! Von diesem Anblick tief berührt, stand ich da allein mitten in der Dunkelheit. Und um das noch zu toppen, sah ich auf einmal direkt über mir, zum ersten Mal in meinem Leben, die Milchstraße... Ich bekomme sogar beim Schreiben wieder Gänsehaut :-). Ich konnte sie nur sehen, eben weil es so dunkel war. Jegliche Angst verflüchtigte sich schlagartig! Auch auf meinem weiteren Aufarbeitungsweg in den letzten Jahren habe ich immer wieder an diese Situation gedacht.

Auf einem Notizzettel sind 5 geschriebene Sätze zu sehen, die im Text unten nochmal abgeschrieben sind. Oben mittig steht der Impuls: Sich selbst bewusst stärken.

"Ich gebe dem Tag die Chance, gut zu werden und lasse mich nicht von negativen Gedanken beeinflussen. Ich bin eine tolle und starke Frau und brauche keine Anerkennung von anderen. Ich bin stolz auf das, was ich erreicht habe. Ich lasse mich nicht provozieren und bleibe bei mir. Ich bin die wichtigste Person in meinem Leben, achte auf mich und liebe mich." Diese fünf Sätze begleiteten mich ab dem März 2019 monatelang. Direkt nach dem Aufwachen und vor dem Einschlafen las ich sie mir selbst laut vor. Ich wollte dem so zermürbenden Gedankenkarussell und Katastrophendenken endlich etwas entgegensetzen, welches bei mir schon einsetzte, noch bevor ich richtig wach war. Ich befand mich damals außerdem in einer Wiedereingliederung, die im April 2019 scheitern sollte. Die Sätze bewirkten nach einer Weile beispielsweise, dass ich auch bei der Arbeit an sie dachte und trotz gezielter, beabsichtigter Provokationen und Sticheleien souveräner in meiner Mitte blieb. Die Sätze gaben mir inneren Halt und allmählich sollte es sich immer besser anfühlen, mir etwas Gutes zu tun. Schuldempfindungen ließen mit der Zeit nach und der innere Kritiker verlor Stück für Stück seine quälende Übermacht.


Auf dem Bild bin ich im Frühjahr 2023 zu sehen. Ich sitze auf einem Sofa, trage ein helles, blaugepunktetes Oberteil und lache direkt in die Kamera. Rechts steht der Satz meiner Therapeutin: "Dann machen Sie es für sich."

Im Sommer 2019 erzählte ich meiner Therapeutin von einem geplanten Selbstwertabend bei mir zu Hause. Einige Teilnehmer aus einer Leipziger Hochsensiblengruppe, die ich damals besuchte, hatten für diesen Abend zugesagt. Ich bereitete den Abend liebevoll und aufwendig vor und erzählte meiner Therapeutin voller Vorfreude davon. Da fragte sie mich, was ich mache, wenn die kleine Veranstaltung vielleicht nicht stattfindet. Ich war verdutzt und zuckte ratlos mit den Schultern. Da sagte sie: "Frau Scherbaum, dann machen Sie es für sich." Ich dachte nur "Spinnt die?!" :D. Doch der Abend fiel tatsächlich aus... Welches Geschenk mir meine damalige Therapeutin mit diesem Satz gemacht hat, weiß ich heute. Denn unterliegt beispielsweise wieder mal einer meiner Social-Media-Accounts Algorithmusänderungen o. ä., denke ich immer an ihren Satz. Dass meine Arbeit so wächst und gedeiht, wie sie es tut, verdanke ich u. a. ihren damaligen Worten. Sonst wäre ich schon so manches Mal an meinen Selbstzweifeln gescheitert.

Auf dem Bild sind eine geöffnete, rosafarbige Teichrose und Teichrosenblätter auf einem Teich zu sehen. "Ich darf das. Ich kann das." steht neunmal auf dem Bild.

Ja, es wiederholt sich. Weil es so wichtig ist.


Das Bild ist fast mittig geteilt. Links ist ein gescheiterter Ausmalversuch eines Mandalas in Lila-, Gelb- und Grüntönen zu sehen. Rechts steht: Scheinbar ist es bewiesen, dass du nichts kannst? Glaub den verinnerlichten Stimmen nicht! Gib nicht auf!

Dieses Mandala, ein Ausmalversuch von 2019, habe ich bewusst aufgehoben. Ich hatte mich beim Ausmalen derart unter Druck gesetzt, dass sich scheinbar bestätigte, wovor ich solche Angst hatte: Dass ich aber auch wirklich nichts kann. Welche Farben nehme ich? Wie viele sollte man nehmen? Welche Fläche male ich wie aus? Und wenn es furchtbar am Ende aussieht? Dann war alles umsonst! Das ist doch jetzt schon viel zu dunkel in der Mitte...! Das wird definitiv nichts! Es war klar, dass ich es verbocke! - Es wurde so schlimm, dass ich das Ausmalen sogar abbrach und mein Ergebnis furchtbar fand. Da mir aber meine Therapie sehr half und ich mich viel mit mir und den Ursachen für meine damaligen psychischen Diagnosen beschäftigte, erkannte ich recht schnell, woher der starke, innere Druck kam. Ich möchte dich von ganzem Herzen ermuntern, den Kampf gegen die verinnerlichten Stimmen aufzunehmen, die dir einreden wollen, "du könntest ja nichts" und "du bist ja nicht so gut wie xy". Du weißt: "Ich darf das. Ich kann das."

 

Wenn ein Impuls für dich dabei war, ist das eine schöne Freude für mich. Ich wünsche dir aufrichtig viel Kraft für den nächsten Schritt oder gar Wegabschnitt.

 

Bis bald wieder, schöne Seele.

Kirsten


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